Halligkirche

Hooger Tracht

Karin Albrecht©
Jürgen Vrinssen©

Die Hoo­ger Tracht, wie sie heu­te ge­tra­gen wird, hat sich in der Zeit nach 1830 ent­wi­ckelt. Die Trach­ten aus der Zeit vor 1830, die sich deut­lich von der heu­ti­gen Form un­ter­schie­den, sind lei­der nicht mehr er­hal­ten. Trach­ten gab und gibt es auf Hal­lig Hoo­ge nur für die Frau­en. Die Män­ner tru­gen im­mer die Mode ih­rer Zeit, da die Män­ner frü­her die meis­te Zeit des Jah­res als See­fah­rer nicht auf der Hal­lig wa­ren.

Die Hoo­ger Tracht be­steht aus ei­nem Trä­ger­rock (da­bei han­delt es sich um ei­nen lan­gen Rock, der fest mit dem trä­ger­lo­sen Ober­teil ver­näht ist), ei­nem Kopf­tuch, ei­nem Schul­ter­tuch, Är­meln, ver­schie­de­nen Schür­zen und auf­wen­dig ge­stal­te­tem sil­ber­nen Brust­schmuck.

Der Trä­ger­rock, der so­ge­nann­te Pai”, ist aus dunk­lem Tuch ge­näht, das am Rock­saum mit ei­nem blau­en Band, meist aus Moi­rée, be­setzt ist. Im Ver­gleich zu den Trach­ten auf den um­lie­gen­den In­seln (Föhr, Am­rum und Pell­worm) ist der Rock bei der Hal­lig­tracht et­was kür­zer, da es frü­her auf den Hal­li­gen kei­ne be­fes­tig­ten Wege ge­ge­ben hat.

Die Är­mel sind an ei­nem Fut­ter­laib­chen an­ge­näht und wer­den ge­son­dert an­ge­zo­gen. An den Är­meln sind je­weils 1-2 Fi­li­gran­schmuck­knöp­fe aus Sil­ber an­ge­bracht.
Der Hals­aus­schnitt des Pais” und die Är­me­len­den sind je­weils mit weis­ser Spit­ze ein­ge­fasst.

Das Kopf­tuch hat eine Grö­ße von 1,30m x 1,30m. Es han­delt sich da­bei um ein Tuch aus dün­nem Woll­stoff mit lan­gen schwar­zen Fran­sen. Das Kopf­tuch wird mit ei­nem kunst­voll be­stick­ten Samt­band, dem Raam” ver­ziert. Die Sti­cke­rei des Raams” ist farb­lich je­weils auf das Schul­ter­tuch ab­ge­stimmt. Ver­hei­ra­te­te Frau­en tra­gen zu­sätz­lich auf dem Hin­ter­kopf eine so­ge­nann­te Hau­be aus ro­tem Filz, ein klei­nes Tuch, das die mit schwar­zen Per­len be­stickt ist, die Hüüv”. Bei Trau­er trägt die ver­hei­ra­te­te Frau eine schwar­ze Hau­be auf dem Kopf. Die Haa­re wer­den zu ei­nem Zopf ge­floch­ten und kunst­voll am Hin­ter­kopf hoch­ge­steckt.

Das Schul­ter­tuch be­steht aus far­bi­ger Sei­de oder Sa­tin und hat wie das Kopf­tuch Fran­sen. Das Schul­ter­tuch wird fein­ge­fäl­telt auf dem Slont” fest­ge­steckt. Bei dem Slont” han­delt es sich um ein ab­nehm­ba­res Stoff­teil, das am Pai” be­fes­tigt ist und wie ein Kranz auf Schul­tern, Brust und Rü­cken liegt. Bei der Sonn­tags­tracht ist das Schul­ter­tuch be­druckt oder be­stickt und hat kei­ne Fran­sen. Es wird dann über der Brust ge­kreuzt ge­tra­gen und am Rü­cken zu­sam­men­ge­kno­tet. Auf der Brust wer­den je­weils rechts und links ne­ben dem ge­kreuz­ten Tuch zwei Sil­ber­knöp­fe am Pai” be­fes­tigt, was auch klei­ner Brust­schmuck” ge­nannt wird.

Der wert­vol­le gro­ße Brust­schmuck” darf von ei­ner Frau das ers­te Mal zu ih­rer Kon­fir­ma­ti­on ge­tra­gen wer­den. Der Brust­schmuck be­steht aus Sil­ber. Die Haupt­ket­te, auch Pan­zer- oder Brust­ket­te ge­nannt, wird am Pai” rechts und links in die Är­me­löff­nun­gen ein­ge­hakt. Dar­un­ter wer­den an ei­nem Samt­latz, der mit Na­deln am Pai” be­fes­tigt wird, 4-8 Sil­ber­knöp­fe an­ge­bracht. Eine gro­ße An­zahl an Sil­ber­knöp­fen gab Aus­kunft über den Reich­tum ei­ner Fa­mi­lie. An der Brust­ket­te hän­gen zu­sätz­lich sil­ber­ne Mün­zen, die zu be­son­de­ren Fei­er­lich­kei­ten an­ge­schafft wur­den (Ver­lo­bung, Hoch­zeit) oder die für die See­fahrt ty­pi­schen sil­ber­nen oder gol­de­nen An­hän­ger Kreuz (Glau­be), Herz (Lie­be) und An­ker (Hoff­nung).

Zur Tracht wer­den ver­schie­de­ne far­bi­ge Schür­zen ge­tra­gen. Eine wei­ße Schür­ze wird an ho­hen Fest­ta­gen ge­tra­gen. Doch zu be­stimm­ten Fes­ten wie Tau­fe, Kon­fir­ma­ti­on oder Hoch­zeit tra­gen, bzw. tru­gen die Gäs­te eine dunk­le Schür­ze und die je­wei­li­ge Haupt­per­son des Fes­tes (bei­spiels­wei­se die Braut) eine wei­ße Schür­ze. Zur wei­ßen Schür­ze wird ein weis­ses Schür­zen­band ge­tra­gen, dass vor­ne mit ei­ner Bro­sche be­fes­tigt wird. Dunk­le oder schwar­ze Schür­zen wur­den sonn­tags und bei Trau­er­fäl­len ge­tra­gen. Es gab auch far­bi­ge Schür­zen aus ed­le­ren Stof­fen, die man als Gast auf Fei­ern trug.

Auf  Hal­lig Hoo­ge gibt es seit 1977 wie­der eine Trach­ten­grup­pe, die die Tra­di­ti­on der Tracht pflegt. 1977 ha­ben ei­ni­ge Hoo­ger Frau­en Trach­ten wie­der neu ge­näht und die­se zu fest­li­chen An­läs­sen ge­tra­gen.

Seit 1996 fin­det auf Hal­lig Hoo­ge alle 2 Jah­re der Hoo­ger Trach­ten­som­mer statt, bei dem sich die Trach­ten­grup­pen der um­lie­gen­den Hal­li­gen, In­seln und des Fest­lan­des auf Hal­lig Hoo­ge tref­fen. Seit 2006 wer­den von der Hoo­ger Trach­ten­grup­pe auch tra­di­tio­nel­le Trach­ten­tän­ze ge­tanzt.

 

(Ch. Je­ne­mann/ K.​Tiemann)